Eine Reise ist nicht immer nur eine Reise. Reisen fordert uns heraus und leitet uns an, einen Fuß nach den anderen zu setzen. Vor einer Reise verspüre ich oft eine tiefe Unruhe oder Nervosität. Denn ich muss mich dazu überwinden, mich ins Unbekannte zu stürzen, wo mich keine altbekannten Netze auffangen oder mir Sicherheit geben. Wenn ich dann jedoch endlich im Flugzeug sitze, im Auto oder im Zug, spüre ich so richtig, wie sich der Frieden über mir ausbreitet und das Loslassen beginnt. Der bedeutendste Schritt ist nun getan. Alles, was nun auf mich zukommt, liegt in den Händen der Zukunft.
Auch die Reise selbst ist ein steinerner Pfad. Ein fremdes Land bringt dich zu so vielen ungewohnten Situationen und Erfahrungen, dass du regelmäßig deine festgefahrenen Grenzen verschiebst und Vorhänge fallen lässt. Du lebst freier, ungezwungener und authentischer. Vorurteile verblassen und Ängste entpuppen sich als übertrieben. Jedenfalls ist das der Idealfall. Wenn eine Reise glückt, sind das die Einsichten, die ich für mich mitnehme. Nur wer bereit ist, sich selbst zu überwinden und einen Schritt weiterzugehen, hat das Herz offen genug für überdachte Ansichten und nötige Veränderungen. Bleiben wir immer fest, dann verschwenden wir eine Menge Energie damit, an dem festzuhalten, was längst der Vergangenheit angehört. Viele Hindernisse einer Reise bringen mich genau an solche Punkte, an denen ich mich entscheiden muss: Festhalten oder loslassen? Bleibe ich taub oder springe ich? Ich trage eine Menge Ängste mit mir herum, doch die Zeit vergeht. Deshalb bleibt mir nichts anders übrig, als auch die Ängste vergehen zu lassen.
Und schließlich steht noch etwas Letztes an. Das Zurückkehren. Wer reist, genießt häufiger auch das Glück, nach Hause kommen zu dürfen. Erst wenn man wieder dort ist, wo man seine Wurzeln hat, merkt man die Veränderungen, die sich in einem abgespielt haben, am deutlichsten. Nur im Auge des Altbekannten ist das Neugewonnene in der Lage, sich in seiner vollen Pracht zu entfalten.