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Reisen

#74 Ich will nur dein bestes: dein Geld

Mit diesem Spruch scherzt mein Vater immer. Nicht nur beim Reisen entspricht er leider der Wirklichkeit. Doch gerade im Ausland wird man mit seiner Wahrhaftigkeit am öftesten konfrontiert.

Überall möchten Menschen dem Reisenden etwas verkaufen. Seien es Kleinigkeiten in Souvenirgeschäften, gefälschter Schmuck oder Markenprodukte. Hinzu kommen noch die unzähligen Schlepper, die dich ins nächste Restaurant entführen möchten oder die dir einen Ausflug andrehen wollen. Wenn es keine kommerziellen Angebote sind, dann wird wahrscheinlich um Geld für die kranken Kinder gebeten oder gleich mit der Waffe gedroht. Überall geht es um das, was heute die Welt regiert.

Manchmal wünscht man sich in solchen Momenten einfach eine gerechtere Welt herbei. Oder ein T-Shirt mit einem großen „No, thank you!“. Wobei dieses Mittel bei einem Überfall wohl nur schlecht als recht wirken würde. Gerade bei Bettlern finde ich die Situation schwierig. An die nervigen Souvenirverkäufer und Restauranteinladungen kann man sich ja noch gewöhnen. Bei Bettlern ist es allerdings wirklich unglaublich schwierig zu erkennen, wann sich ein wahrhaftig Hilfsbedürftiger unten der Schar an Scharlatanen befindet.

Feste Regeln für sich im Vorfeld zu definieren ist wichtig. Wenn ich merke, dass das nett gemeinte Gespräch nur einen Zweck hat, habe ich keine Scheu mehr, den Fluss an Worten zu durchbrechen. Kindern geben wir nie etwas. Das sollte sowieso klar sein. Bei allen anderen wird es schon schwieriger. Abseits von Touristenzentren und vor allem abseits der Großstädte ist die Chance auf echt Bedürftige am größten. In Ballungszentren hingegen wird oft schon von den Städten erbeten, keine Spenden zu erbringen. Zu groß ist die Gefahr, dass immer mehr Menschen ihren Job wechseln und ihren Lebensunterhalt auf der Straße erwirtschaften. Generell gilt wohl, dass gerade die etwas verdienen, die nicht laut danach schreien. Es hilft ungemein, ein wenig darauf zu achten, ob die Einheimischen selbst etwas geben. Dann ist man meist auf der sicheren, sozial vertretbaren Seite.