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#133 Reiseerinnerungen – ein Trugschluss?

Ich liebe es, an meine Reisen zurückzudenken. Jedes einzelne Mal, wenn ich mich durch meine Fotomassen klicke, kehren die Erinnerungen unaufhaltsam und durchdringend vor meinen Augen wieder. Manchmal neige ich im Nachhinein sogar dazu, eine Reise oder ein Land zu idealisieren, so sehr flashen mich die schönen Erinnerungen. Sorgen, Anstrengungen und Herausforderungen wirken im Rückblick winzig klein, die Sonne hat heller geschienen und der Himmel war blauer als die Realität bezeugen würde.

Es ist völlig normal, dass wir dazu neigen, uns rückblickend auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, während das meisten Negative unter den Tisch fällt. Erfahrungen auf Reisen haben oft zwei Seiten und sind auch mal von Wasser und Schweiß gekennzeichnet. Trotzdem sind Reisen für viele Träume, die wahr werden und die Erlebnisse so einzigartig, dass sie sich für immer einbrennen. Da sind wund gelaufene Füße, tagelanger Regen oder ein moderater Sonnenbrand lediglich nervige Nebenerscheinungen, die wir problemlos in Kauf nehmen. Im Nachhinein werden all diese kleinen Jammereien und Zipperlein als so unbedeutend eingestuft, dass wir sie mitunter komplett aus unserem Gedächtnis löschen. Oder sie uns sogar so sehr ärgern, dass wir uns absichtlich nicht mehr daran erinnern wollen. Wir wollen die Gedanken an unsere Traumreise unbefleckt haben und die eigenen Dummheit im Paradies vergessen.

Vielleicht herrscht so eine Art Reiseromantizismus vor. Die Menschen romantisieren ihr Erlebtes schließlich häufig. Wie oft hört man bitte den Spruch „Früher war alles besser“? So sagt man sich auch oft auf dieser Reise war alles perfekt und ich wünschte, meine nächste Reise würde genauso wunderbar werden. Das ist aber fast unmöglich! Wenn wir mit solch hochtrabenden Erinnerungen an die letzte Reise herangehen, kann die nächste von vornherein nicht mithalten. Denn auch die neue Reise wird von kleinen Hindernissen oder Momenten des Ärgers geprägt sein. Wie eben jede Reise!