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Tanzen

#347 Warum Dehnbarkeit nicht über tänzerische Fähigkeiten entscheidet

Akrobatische Tanzaufführungen, bei denen der Tänzer in den Spagat springt oder ein Bein gekonnt zur Decke wirft, sind immer sehr beeindruckend und schön anzusehen. Um in der Lage zusein, diese Tricks auszuführen, ist viel Training nötig, das meist schon von klein an begonnen wird. Auch Späteinsteiger haben noch die Möglichkeit, dehnbar zu werden, doch umso später man beginnt, umso schwieriger und aufwendiger ist es, solche Tricks zu lernen. Da stellt sich die Frage: Kann man auch ohne Dehnbarkeit ein guter Tänzer werden?

Tänze, welche Dehnbarkeit erfordern, sind sicherlich atemberaubend und gehören zu den Choreografien, die sich auf einem der höchsten Schwierigkeitslevel befinden. Dennoch kann man sich auch auf andere Arten von Choreografien konzentrieren und in diesem Bereich ein ausgezeichneter Tänzer werden, weiche Bewegungen vollführen und ein großartiges Taktgefühl werden. Ein guter oder sogar großartiger Tänzer zu sein muss nicht heißen, alle Tanzrichtungen zu beherrschen, sondern man muss seine Fähigkeiten im gewählten Gebiet perfektionieren.

Ein Beispiel für Tänze, die keine Dehnbarkeit zur Perfektion erfordern, sind die Standardtänze. Ein Tanzpaar kann schon jahrelang Tanzkurse besuchen, geradezu über das Parkett fliegen und viele Wettbewerbe gewinnen, ohne akrobatisch talentiert zu sein. Selbst eine Jazzchoreografie kann wunderschön aussehen, ohne Bewegungen einzubauen für die Dehnbarkeit von Nöten wäre, solange die restlichen Bewegungen gut ausgeführt werden.

Im Endeffekt geht es beim Tanzen nicht darum, schwierige Übungen zu beherrschen, sondern darum, dass man Musik und Bewegungen aufeinander abstimmen und im Takt bleiben kann. Flüssige und schön ausgeführte Bewegungen sind wichtiger als der Spagat. Häufig sieht der Zuschauer auch lieber Tänze, die ihn berühren, als Tänze, die einen hohen Schwierigkeitsgrad haben. Im Endeffekt gilt es nur, das, was man kann, gut in Szene zu setzen.