Früher wurde ich am Essenstisch regelmäßig von meinen Eltern korrigiert, wenn ich den Dativ anstelle des Genitivs verwendet habe oder aber der Ansicht war, dass etwas Sinn macht und nicht ergibt. Nervtötend war das Adjektiv, das mir damals eingefallen ist. Inzwischen muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich mich ebenfalls immer wieder dabei erwische, wie bei anderen das Verhalten meiner Eltern nachahme – zumindest mein Kopf schreit manchmal auf, wenn jemand von „dem Einzigsten“ spricht und nicht von „dem Einzigen“. Tja, der Apfel fällt normalerweise nicht weit vom Stamm.
Eine Frage hat mich diesbezüglich dann allerdings geplagt: Wie wichtig ist es, dass Sprache grammatikalisch nahezu perfekt bzw. korrekt verwendet wird? Braucht es wirklich den Genitiv oder wozu ist die Sprache eigentlich da?
Meiner Ansicht nach besteht der Sinn von Sprache im Kommunizieren miteinander – Das Austauschen von Informationen jeglicher Art auf eine vergleichsweise genaue Art, zumindest wenn man es mit anderen Kommunikationsmitteln wie Gestik und Mimik vergleicht. Es braucht doch keinen Genitiv, um genau zu verstehen, was die andere Person einem sagen möchte! Und selbst wenn jemand zu mir sagt, dass der Freund das Letzteste ist, dann schmunzel ich und weiß, dass der Freund was gemacht, was der anderen Person nicht gefällt. So viel Interpretationsvermögen traue ich jedem zu.
Wofür also ist es gut, sich grammatikalisch korrekt zu artikulieren? Es hinterlässt bei manchen Menschen einen gebildeten Eindruck und ist in bestimmten Berufen bzw. Umständen etwas, das erwünscht oder gar verlangt wird; auch wenn meiner Ansicht nach der Grund dafür in der Regel eher altmodisch ist. Ein weiterer Grund dafür wäre vielleicht, dass Menschen zuerst gute Basisfähigkeiten brauchen, um sicherzugehen, dass sie jeder verstehen kann. Lange Rede kurzer Sinn: Sich so zu artikulieren, dass das Gegenüber den Inhalt gut vermittelt bekommt, ist das Relevante an der Sprache, alles andere ist Luxus. Wobei das sicherlich einige Leute, die Bewerbungen durchlesen müssen, nicht genauso sehen.