Ja, ich glaube an Gott! Doch das hießt nicht, dass ich den Glauben anderer auf Reise nicht respektiere. Glaube ist etwas Persönliches und etwas, was jedem freigestellt werden sollte. Keiner darf über den Kopf eines anderen hinweg entscheiden und ihm vorschreiben, was er denken, fühlen oder glauben soll. So würde zumindest eine ideale Welt funktionieren. Die Realität deckt sich damit leider nicht so oft.
Wer häufig und weltweit unterwegs ist, der wird auf die unterschiedlichsten Glaubensformen stoßen. Mit manchen wird er leichter warm werden und andere werden für immer ein Rätsel bleiben. Trotzdem gilt, dass wir jedem Menschen und damit logischerweise auch seinem Glauben unvoreingenommen und mit Toleranz gegenübertreten müssen. Das ist humanes Verhalten und sollte das grundlegender Imperativ gelten. Die allgemeinen Menschenrechte bestätigen das.
Doch wo fängt Akzeptanz an und wo hört Toleranz auf? Keine Ahnung, ob man das genau eingrenzen kann. Ich habe jedoch das Gefühl, dass für den einen oder anderen Reisenden diese Frage von höherer Priorität sein sollte. Wenn ich sehe, wie wenig Respekt der eine oder andere ihm fremden Glaubensrichtungen entgegenbringt, dann bin ich schockiert. Urlauber, die mit knappen Miniröcken und Tanktops durch die Medina von Marrakesch laufen, sind da eines meiner Paradebeispiele. Oder ein Pärchen, das in der Metro von Dubai wild herum geknutscht hat. So was muss doch eigentlich nicht sein. Auch wenn uns die Moralvorstellungen eines Landes fremd sind oder wir sie sogar für weit überholt halten, heißt das nicht, dass wir – die nun mal Gäste sind – uns anmaßen dürfen, unsere eigenen Regeln aufzustellen. Keiner verlangt, dass du jeden Morgen zum Beten auf der Matte stehst oder dein neuestes Lieblingsoutfit eine Ganzkörperverhüllung ist. Aber ein wenig Respekt ist angebracht und Akzeptanz sollte dein schickster Reisebegleiter sein.