Aussagen wie „Das ist doch nicht normal“, „aber jeder macht das so“ und „du musst das (so) machen“ gehören für viele zu ihrem Alltag. Jene Aussagen bringen Probleme, Missverständnisse aber gerade deswegen auch Potenzial zur positiven Eigennutzung mit sich. „Was ist denn heute noch normal?“ ist eine Standardaussage/-frage, die man nicht selten zu hören bekommt. Meistens ist sie rhetorisch gemeint und es ist die Aussage, dass entweder alles oder nichts normal ist, darin versteckt. Das ist genauso falsch, wie es richtig ist, paradoxerweise. Denn alles KANN normal sein bzw. etwas, das für die einen normal ist, ist es für die anderen nicht. Was normal ist, hängt davon ab, von wo man kommt, welche Kultur man kennt und verinnerlicht hat, welches Umfeld man hat und hatte etc. – kurz gesagt, welche Erfahrungen jemand gemacht hat und wie diese verarbeitet wurden. So ist es für die einen normal, mittags warm zu essen und für die anderen abends. Ein vergleichsweise wahrlich kleiner Unterschied. Alleine die kulturellen Unterschiede rund um die Thematik, was normal ist zu essen, zeigt, dass es kein allgemeingültiges normal gibt. Ein weiteres Problem mit dem Wort normal ist, dass es keine klare Grenze gibt, wann etwas normal ist und wann nicht. Wie viel Prozent der Deutschen müssen ein Verhalten aufweisen, damit es als normal für Deutsche gilt? Wobei man hier noch unterschieden muss zwischen normal und Norm. Norm ist meiner Ansicht nach ein sachlicher Begriff im Gegensatz zu normal. Wenn etwas eine Norm ist, dann gehe ich davon aus, dass die Mehrheit oder zumindest ein nennenswerter Prozentsatz der jeweils gemeinten Gruppe das jeweilige Verhalten an den Tag legt. Ob es dann auch als normal von den gleichen Leuten angesehen wird, ist dabei zwar oft der Fall, aber lange nicht immer. Jeder definiert den Inhalt des Wortes normal für sich selbst individuell. Je mehr Ãœberschneidungen oder gar Parallelen, desto eher werden sich Menschen verstehen und weniger streiten, denn was man als normal ansieht, bestimmt auch die eigenen Wertvorstellungen in hohem Maße. Den Nutzen, den mal also daraus ziehen kann, wenn jemand mit Begriffen wie normal um sich wirft, ist die Aufnahme der Informationen, die jemand damit über sich selbst preisgibt. Dir wird damit indirekt erzählt, was jemand wieso für wie wichtig hält. Nachfragen, wie dies zustande kommt, kann zu interessanten Unterhaltungen führen und manchmal – nur durchs (Nach-)Fragen – lernen sich die jeweiligen Menschen selber besser kennen. Win-Win.
Lewi Thoughts
Angenommen man selbst ist der Ansicht, dass die eigene Ansicht unabdingbar für die Ansicht der anderen bezüglich eines speziellen Themas ist, so sollte man sich vor der konkreten Äußerung gut überlegen, wie man jene eigene Ansicht äußern möchte. Denn auch wenn der Inhalt der gleiche ist, so wird die Art der Meinungsdarstellung einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie andere darauf reagieren. Oftmals ist sogar die Art der Darstellung wichtiger als der eigentliche Inhalt. Um zu wissen, wie man seine eigene Meinung äußern sollte, muss man sich zuerst die Frage stellen, was man mit seiner Äußerung bezwecken will. Geht es um den reinen Informationsgehalt, soll die Äußerung einen Wunsch bzw. Aufforderung beinhalten oder möchte man das Gegenüber zu bestimmten Aussagen verleiten? Sehr schnell, wenn man die eigene Art der Formulierung überdenkt, kann es zu anderen Folgen kommen. Jemand fühlt sich angegriffen oder beleidigt, fasst das Gesprochene als eine Aufforderung zu etwas auf, was man gar nicht bezweckt hat etc. Um Entsprechendes zu vermeiden, ist es relevant zu wissen, welche Faktoren darauf Einfluss haben, wie andere dein Gesprochenes aufnehmen bzw. interpretieren. Lautstärke, Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit, Aussprache, Formulierung, Mimik, Gestik, Zeitpunkt, Umfeld und Zustand des Gegenübers sind dabei die wichtigsten Aspekte. Alle der genannten Punkte sind schnell an einem Beispiel erklärt. Angenommen man möchte jemanden davon überzeugen, dass Laugenbrötchen besser sind als Laugenstangen, zumindest der eigenen Meinung nach, dann wird es grundlegend zu mehr Erfolg führen, wenn meine seine Ansicht in einem normalen Tempo und auf freundliche Art und Weise formuliert. Wenn die Tonhöhe sich von der Norm für einen selbst zu sehr unterscheidet, man also in einer wesentlich höheren Tonlage spricht als sonst ohne ersichtlichen und vorher genannten Grund (medizinische Faktoren), dann wird das Gesagte lächerlich klingen und die eigene Meinung wird nicht erst genommen. In dem Augenblick, wo man sehr laut, stark oder schnell spricht, wird das Gesagte das Gegenüber eher abschrecken. Dies führt dazu, dass das Gesagte weniger gerne und schnell aufgenommen wird. Ein Lächeln sowie eine offene (körperliche) Haltung ist an dieser Stelle empfehlenswert, da dies in Kombination mit einer freundlichen und nicht misszuverstehenden Formulierung dafür sorgen wird, dass das Gegenüber nicht in eine Art Abwehrhaltung gehen wird. Außerdem gibt es für jeglichen Inhalt, den man einer anderen Person vermitteln möchte, einen eher guten und einen eher schlechten Zeitpunkt. Dabei spielt auch das Umfeld in dem jeweiligen Augenblick sowie die Grundsituation, in der sich das Gegenüber befindet, eine wichtige Rolle. Beispielsweise bietet sich für ernsthafte Diskussionen ruhigere bzw. nicht belebte Orte an. Außerdem ist es wenig ratsam, mit jemandem ernste Gespräche zu führen, wenn jenes Gegenüber wegen einer anderen Sache sehr aufgebracht ist. Genauso kann es sein, dass jemand wegen frischer und unangenehmer Erfahrungen der jeweiligen Thematik gegenüber sehr emotional geladen ist.
Unwahrscheinlich viel zu beachten, das stimmt. Alles davon zu jeder Zeit kann man gar nicht beachten, aber es führt bereits zu sehr großen Ergebnissen, wenn man sich obige Aspekte ab und zu ins Gedächtnis ruft und sich dafür sensibilisiert.
Plappern oder lieber die Klappe halten?
Anderen die Meinung geigen; eine Formulierung, die vermutlich jedem ein Begriff ist. Nur, wie sinnvoll ist das überhaupt? In fast jeder größeren Gruppe wird man zum einen sehr diskussionsfreudige Menschen treffen, die zu nahezu jedem Thema ihre Ansicht loswerden (wollen) und zum anderen findet man dort Menschen, die sich selbst bei Nachfrage zur eigenen Meinung zu einem speziellen Thema kaum bis gar nicht äußern. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Schüchternheit, ungewohnte Situation, Unwissenheit zu einem speziellem Thema, Desinteresse etc. Beide Parteien haben ihre Gründe für ihr Verhalten. Nur welches Verhalten ist jetzt besser? So was lässt sich zwar niemals pauschal beantworten, aber man kann vor dem Preisgeben der eigenen Ansicht zu einem speziellen Thema überlegen, wie sinnvoll jenes Verhalten ist. Dabei sind eine Menge Faktoren abzuwägen.
1. Wird überhaupt ein Meinungsaustausch erwünscht? Handelt es sich um einen Gedankenaustausch in einer offenen Runde oder möchte jemand einfach nur eine Geschichte erzählen und dabei nicht unterbrochen werden. Der Rahmen ist dabei entscheidend.
2. Was für Folgen wird das Äußern der eigenen Meinung vermutlich haben? Führt das Äußern der eigen Ansicht zu einem wertvollen und interessanten Gedankenaustausch oder aber ist eine Art Streitgespräch die wahrscheinliche Konsequenz?
3. Interessieren die anderen sich für das, was du diesbezüglich zu sagen hast oder für jene Thematik bzw. trägt dein Input zu einem entsprechend erwünschten Gespräch bei? Oder wird das Gespräch dadurch ins Stocken geraten?
4. Wie wichtig ist es dir selbst, dass andere deine eigene Meinung kennen? Musst du dir vielleicht bei einer bestimmten Thematik treu bleiben, indem du dich dazu äußerst oder gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten?
5. Hast du das nötige Wissen, um mitzureden oder aber wäre es vielleicht sinnvoller, bei der Meinung eines anderen zuerst nachzufragen/zusammenzufassen/umzuformulieren/weitere Informationen einzuholen, um dann eine vermutlich qualitativ hochwertigere und somit meist positiver aufgefasste Meinung zu äußern?
Letztlich muss es jeder für sich selbst bestimmen, jedoch gilt grundsätzlich: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Bei Diskussionen bedeutet das, wer von anderen erwartet, dass sie offen für die eigene Ansichten sind, sollte auch offen sein für die Meinung von anderen. Der kategorische Imperativ von Kant in unprofessioneller Kurzversion.
Ich erlaube mir an dieser Stelle, eine gewagte Theorie aufzustellen: Je toleranter jemand ist, desto glücklicher ist jene Person im Schnitt bzw. desto glücklicher kann jene Person sein – im Gegensatz zu jenen, die es nicht sind. An dieser Stelle unterscheide ich zwischen tolerant sein und etwas tolerieren. Hierzu ein Beispiel zur Veranschaulichung. Man selbst wird auf der Straße von einem anderen Menschen an der Schulter angerempelt, wobei man daran selbst keine Schuld trägt. Egal ob man tolerant ist oder es tolerieren würde, beide Mal würde man einfach weitergehen. Der Unterschied ist im Inneren von einem Selbst. Wenn man das Anrempeln toleriert, so geht man weiter, aber es kann gut sein, dass man innerlich dabei ist, die andere Person anzubrüllen. Wenn man tolerant ist, so zumindest nach meinem Verständnis, geht man weiter, verbindet aber keine oder kaum negative Gedanken mit dem Erlebnis. Anstatt sich über die Person innerlich aufzuregen, ist einem das Anrempeln vergleichsweise gleichgültig. Man wundert sich oder fragt sich, warum es zu dem Zusammenstoß gekommen ist. Der Punkt ist, dass man das Anrempeln trotzdem nicht in Ordnung finden darf. Die Frage ist, welchen Einfluss hat das auf den Alltag. So kann ein verpasster Bus manchen Menschen den kompletten Tag zunichtemachen. Dieser Ärger bekommt üblicherweise das Umfeld mit bzw. es hat einen – üblicherweise negativen – Einfluss auf das eigene Umfeld. Was ist aber, wenn man den Bus verpasst, sich überlegt, wie man dies das nächste Mal vermeiden kann und dann die Zeit bis zum nächsten Bus anderweitig nutzt. Das passiert selten, was schade ist. Wer also toleranter ist, der spaziert mit mehr Zufriedenheit durchs Leben und wird auch von seinem Umfeld positiver aufgefasst, was das eigene Umfeld wiederum positiver gestaltet. Eine Win-Win-Situation. Die eigene Meinung verliert man dadurch nicht.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Im Alltag ist regelmäßig die Rede von der „Macht der Gewohnheit“. Was ist damit gemeint, wieso sollte dich das interessieren und wie kann man diese „Macht“ für sich nutzen?
Viele – wenn nicht sogar der Großteil aller – Menschen haben im Alltag extrem viele Gewohnheitselemente. Schon beim Thema Essen fällt dies stark auf. Die ähnlichen Uhrzeiten zu denen man isst, die Anzahl der Mahlzeiten, was man isst, der Ort und die Art und Weise wo/wie man isst. Aber auch das Vokabular, die Arbeit, Gesten, Mimik und vieles andere gehört dazu. Nur selten und wenige fallen aus der eigenen Gewohnheit heraus und grüßen plötzlich anders, machen ab sofort immer einen Mittagsschlaf oder wechseln das Radio langfristig. Die Macht der Gewohnheit ist also eine Art „Kraft“ bzw. die Tatsache, dass Menschen wesentlich stärker dazu neigen, das, was sie bisher gemacht haben, so wie sie es bisher gemacht haben, weiter zu machen. Das Ändern des bisherigen Verhaltens und Denkens passiert kaum bzw. nur sehr langsam.
Wieso ist das gut zu wissen? Weil man sich dafür sensibilisieren kann! Man kann sein Augenmerk darauf richten und sich fragen, ob die Begründung, dass man etwas schon immer/lange so gemacht hat, ausreicht, um es weiter so zu machen. Wenn man zu sehr in eine automatische Schiene in so vielen Aspekten des Lebens verfällt, dann läuft man dabei Gefahr, bessere bzw. effizientere, spaßigere, profitablere Lösungen zu übersehen. Man kann immer im gleichen Supermarkt einkaufen gehen, weil man es so gewohnt ist, dabei kann es aber gut sein, dass einige Produkte im Supermarkt gegenüber günstiger oder frischer sind.
Es gibt jedoch auch die gegensätzliche Richtung, wie man die Macht der Gewohnheit nutzen kann. Wenn man etwas nicht gerne mag oder nicht kann, kann man dies leicht im Alltag einbauen und nach einiger Zeit wird es oftmals nicht mehr so schlimm sein oder gar leichter fallen. Natürlich hat diese „Methode“ Limits, aber die sind höher, als einige denken. Gute Einsatzgebiete hierfür sind Sport, Freizeitbeschäftigungen und Essen. Aber auch das Denken und Verhalten gegenüber anderen lässt sich damit gut kombinieren, auch wenn dies schwieriger ist, weil es mehr Aufmerksamkeit benötigt.